Hochschulnetzwerk

MDH Materialbibliothek Deutscher Hochschulen

Die Kooperation MDH Materialbibliothek Deutscher Hochschulen ist ein nationales Netzwerk aus Materialbibliotheken, welche sich an Architekturfakultäten von Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen befinden. Das Netzwerk bündelt differenziertes Fachwissen über Baumaterialien und stellt es in Form einer kooperativ betriebenen, Datenbank unentgeltlich zur Verfügung. So werden Fachkompetenzen und Forschungsschwerpunkte der Kooperationspartner:inn einem breiten Interessenskreis zugänglich gemacht. Jede Materialbibliothek bewahrt dabei - durch die Möglichkeit den eigenen Schwerpunkt auszubilden - ihren eigenen Charakter und ist gleichzeitig mit anderen renommierten Einrichtungen vernetzt. Ein breites Informationsangebot auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau entsteht. Synergieeffekte, wie gemeinsame Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen bereichern das kooperative Wirken.

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Sinn und Ziel der Materialbibliotheken und ihrer Vernetzung

Akademische Materialsammlungen im architektonischen Kontext bieten Studierenden, Lehrenden und der interessierten Öffentlichkeit, insbesondere Protagonist:innen der Baupraxis, die Möglichkeit, Materialien informativ und haptisch gleichermaßen zu erleben. Im Zusammenspiel von theoretischem Materialwissen, sensorischer Auseinandersetzung und praktischem sowie experimentellen Umgang mit Baustoffen entsteht ein tiefes Materialverständnis, was sich unmittelbar auf die Entwurfspraxis auswirkt.

Dem akademischen Umfeld fällt dabei die Rolle zu, eine Generation visionärer und interessierter junger Menschen ganzheitlich auszubilden und sie in die Lage zu versetzen, auf aktuelle Fragen der Bauwirtschaft zu reagieren und dabei transdisziplinäre und wissenschaftliche Materialkenntnisse einzusetzen. Eine Materialbibliothek kann hier als Gefäß der Wissensaufbewahrung und -vermittlung dienen. Dabei werden nicht nur grundlegendes Wissen und historische Bezüge vermittelt, sondern auch eine verantwortungsvolle Materialverwendung hinsichtlich Zirkularität und Umweltwirkungen thematisiert.

Die Bereitstellung umfassender und wissenschaftlich fundierter Informationen zu den Materialien in Form einer gut strukturierten Datenbank stellt deshalb einen essentiellen Bestandteil einer jeden Sammlung dar. In solch einer Datenbank werden die technischen Eigenschaften, die Herkunft, Produktion und Umweltwirkungen der Materialien sowie viele weitere Aspekte ausführlich beschrieben. Als integraler Baustein der Lehre und Forschung an Architekturfakultäten umfasst dies auch die Dokumentation aktueller Forschungsergebnisse aus der Entwicklung und Anwendung von Baumaterialien.

Eine Materialbibliothek dient darüber hinaus als Anlaufstelle und Plattform für Beratung, Austausch und Diskussion. Solch eine Einrichtung sollte nicht auf eine einzelne Institution beschränkt werden, vielmehr steckt im Zusammenschluss mehrerer Institutionen mit unterschiedlichsten Fachkenntnissen ein weitreichendes Potential. Aus diesem Grund wurde die MDH Materialbibliothek Deutscher Hochschulen gegründet.

Historische Entwicklung der MDH Materialbibliothek Deutscher Hochschulen

Prof. Annette Hillebrandt entwickelte, als Professorin an der Fachhochschule Münster, 2010 gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Anja Rosen eine Systematik für eine Materialmuster-Sammlung mit dazugehöriger Datenbank. Die Datenbank wurde kostenlos unter www.material-bibliothek.de zur Verfügung gestellt. Nach ihrer Berufung an die Bergische Universität Wuppertal (BUW) 2013 wurde die Materialbibliothek an der BUW weitergepflegt. Seither gibt es eine Handmustersammlung in der Bibliothek der FH Münster sowie an der BUW in der Bibliothek am Campus Haspel (seit 2015). 2018 wurde außerdem, unter Veranlassung von Prof. Claudia Lülling, eine Handmustersammlung in das i.Lab. der Frankfurter University of Applied Sciences integriert.

Anfang 2020 regte schließlich Prof. Dirk Hebel von der Professur für Nachhaltiges Bauen am KIT Karlsruhe die Idee zu einer Kooperation „Materialbibliothek Deutscher Hochschulen“ an.

Prof. Dirk E. Hebel übernahm mit seiner Berufung an das KIT im Jahr 2017 die wissenschaftliche Leitung der Baustoffsammlung, eine zentrale Einrichtung der KIT Fakultät für Architektur, welche seit der Gründung durch Prof. Bley im Jahre 1968 bestand. Die Baustoffsammlung wurde zur Materialbibliothek und erfuhr eine komplette Neuausrichtung. Dazu gehörte eine inhaltliche Aufarbeitung, in deren Zuge Materialdatenblätter entwickelt wurden. Das Konzept der gemischten Materialmuster-, Produkte-, und Bausystemsammlung wurde in eine reine Materialmustersammlung überführt, die wissenschaftlich fundiert und produkt- sowie anwendungsneutral Materialien präsentiert und über diese informiert.

Die gemeinsame Weiterentwicklung der Idee zur „Materialbibliothek Deutscher Hochschulen“ mündete Ende 2022 in einer Kooperation zwischen den Initiator:inen Prof. Dirk Hebel vom KIT, Prof. Annette Hillebrandt von der BUW und Prof. Thesing von der FH Münster. Der Start eines deutschlandweiten Netzwerks von Materialbibliotheken an Architekturfakultäten war gegeben.

In der Zeit von 2020 bis 2023, wurde die Struktur der Datenblätter ­– auf Basis der Systematik der Materialbibliothek an der BUW und ergänzt durch einen Datenblattentwurf des KIT – gemeinsam von den Lehrstühlen und Professuren des KIT und der BUW unter Mitarbeit von WiMi Sandra Böhm (KIT), Elena Boermann (KIT) und Christina Sonnborn (BUW) überarbeitet. Die Programmierung einer neuen Datenbankstruktur wurde durch Finanzmittel des KIT ermöglicht. Große Teile der Datensätze aus der ursprünglichen Datenbank (www.material-bibliothek.de) wurden in das neue System überführt und durch die Mitarbeiter:innen von BUW, KIT und der FH Münster entsprechend der neuen Struktur aktualisiert. Die Materialdatenbank der „MDH Materialbibliothek Deutscher Hochschulen“ ist seither auf den einzelnen Universitäts-Webseiten der Kooperationspartner:innen frei zugänglich.

Text: Team Annette Hillebrandt, BUW Wuppertal und KIT Professur Nachhaltiges Bauen, Prof. Hebel