Biotisch kreislauffähige Baumaterialien

Baustoffe sind biotisch kreislauffähig, wenn sie so beschaffen sind, dass nach einer ersten Nutzungsphase ohne Qualitäts- und Wertverlust und ohne Gefährdung von Flora und Fauna in den geschlossenen biotischen Kreislauf zur Wiederverwendung, Wiederverwertung oder Kompostierung zurückgeführt werden können. Nur so bleibt der Wert der eingesetzten biotischen Nährstoffe erhalten und es entstehen keine Abfallprodukte. 

Während die Industrialisierung zu einem Übergang von regenerativen zu nicht regenerativen Rohstoffquellen geführt hat, wird unsere Zeit den umgekehrten Weg gehen müssen: Eine Verschiebung hin zu Anbau, Züchtung, Vermehrung und Wachstum zukünftiger Ressourcen, um das während der Wachstumsphase der Materialien gebundene CO2 in der gebauten Umwelt zu speichern. Biologische, erneuerbare Baustoffe können entweder im Rahmen der bodengebundenen Landwirtschaft oder in eigens dafür eingerichteten Zuchtfarmen mit Mikroorganismen kultiviert werden. Biologische Baustoffe können auch aus natürlichem, vorzugsweise schnellem Wachstum stammen oder als Nebenprodukte in der Landwirtschaft oder als Reststoffe in der industriellen Lebensmittelproduktion anfallen. 

Schließlich können Baumaterialien biologischen Ursprungs auch als sekundäre Materialien aus der urbanen Mine stammen. Wesentlich für die Nutzung aller genannten biologischen Ressourcen zur Herstellung von Baumaterialien ist die Berücksichtigung der individuellen Erneuerungszyklen der biologischen Rohstoffe, um sie im Sinne eines nachhaltigen Umgangs mit den natürlichen Grenzen auf zukunftsfähige Art und Weise zu nutzen. Zur Etablierung einer echten Kreislaufwirtschaft im Bausektor ist es daher unabdingbar, alle sortenreinen und kreislauffähigen Baustoffe in geschlossenen Kreisläufen zu verwenden. Dies hat zur Folge, dass Baumaterialien nicht mehr untrennbar (oder nur mit hohem Aufwand trennbar) miteinander verbunden sein dürfen. Die Verwendung von Verbundwerkstoffen und Verklebung von Baumaterialien im Bauwesen müssen der Vergangenheit angehören. Um die Baumaterialien im biologischen Kreislauf halten zu können, müssen reversible, d.h. leicht rückbaubare Verbindungstechniken eingesetzt werden, um sie immer wieder hochwertig wiederverwenden, wiederverwerten oder kompostieren zu können, ohne dass ihre stofflichen Ressourcen verloren gehen.