Baumaterialien aus Sekundärrohstoffen
Wann wird ein Material oder Produkt zu Abfall? Die Definition von Abfall ist bis zu einem gewissen Grad Ansichtssache. Die einen sortieren ein Möbelstück aus und entsorgen es, andere würden aus aufbereiten, reparieren oder einfach weiterverwenden. Ohne Zweifel entsteht Abfall durch das Dasein und das Tun des Menschen – die Natur jedoch ist frei von diesem Konzept (siehe Cradle to Cradle). Der Mensch nutzt natürliche Ressourcen, verarbeitet sie zu Rohmaterialien, zu Baumaterialien und vielen anderen Produkten, nutzt sie für eine bestimmte Zeit und deklariert sie irgendwann als Abfall.
Eine Abkehr von diesem linearen Wirtschaften und eine Etablierung einer Kreislaufwirtschaft auf allen Ebenen ist elementar und unausweichlich, wollen wir die Bauwirtschaft zukunftsfähig ausrichten und zum Klimaschutz beitragen. Dabei sollten wir uns von dem Konzept Abfall verabschieden und alles Vorhandene als wertvolle Rohstoffe für neue Produkte, die endlos in einem Kreislauf zirkulieren können, betrachten.
Wenn wir es schaffen, unsere aktuellen Abfallmengen für den Bau unserer Städte zu aktivieren, könnte dies die Grundlage für ein Kreislaufsystem darstellen, in dem die Stadt konstant die Materialien produziert, welche sie für ihr Wachstum benötigt. Konzepte für unsere Zukunftsstädte erfordern ganzheitliche Denkansätze von Architekt:innen und Entwerfer:innen, welche die ökologischen, ökonomischen und sozialen Prinzipien in einem effizienten System vereinen, in dem Materialien verschiedene Lebenszyklen durchlaufen, ohne jemals als Abfall zu enden.
Urban Mining ist solch ein Ansatz, basierend auf der Rückgewinnung von wertvollen Bauteilen oder Elementen aus weggeworfenen Produkten oder abgerissenen Gebäuden, die ursprünglich niemals zur Wiederverwendung oder Wiederverwertung ihrer materiellen Ressourcen konzipiert waren. Urban Mining ist ein Beispiel für die mögliche und nötige Wiederverwertung von Abfallprodukten nach Ablauf eines ersten Nutzungszyklus und der Überführung ihrer Werte in weitere Zyklen – durch eine physische oder chemische Verwandlung der vermeintlichen Abfälle zu Sekundärbaustoffen. Dieses Konzept steht im Kontrast zur Verschwendung von Ressourcen als Abfall, die gleichbedeutend mit der Vernichtung von Rohstoffen ist.